Honigtau auf Lindenblatt

Die Linde - viel mehr als nur ein einfacher Baum

Wer hat als Kind nicht davon geträumt, in einem Baumhaus zu wohnen? Geschützt von einem grünen Blätterdach und so ganz eingebunden in die Natur?

Viele Menschen haben sich diesen Traum bewahrt und ihn sogar in die Tat umgesetzt. Manch einer baut sich sein eigenes kleines Refugium mitten im Wipfel.

Die Linde als Quell der Inspiration

Der Hang zur Verbindung von Natur und Bauwerk ist Jahrhunderte alt. Große Bäume eignen sich prächtig dazu, und am allerbesten die Linde. Von Förstern oft verschmäht, weil das weiche Holz sie als Nutzbaum unbrauchbar macht, war die Linde von kreativen Menschen schon immer hoch geschätzt. Liebespärchen verewigen sich gern in der Rinde, Bildhauer nutzen sie für ihre Zwecke, und künstlerische Architekten machen sie zu Teilen von Gebäuden.

Eins der imposantesten Ergebnisse ist im oberfränkischen Peesten zu sehen. Das Geäst des herrlichen, ausladenden Baums wurde mit einer fest gemauerten Treppe zugänglich gemacht, an deren Ende man tatsächlich auf einem richtigen Tanzboden landet! So wird heute noch eine Tradition gepflegt, die rückläufig geworden ist. Denn in früheren Zeiten bildeten Linden oft den Dorfmittelpunkt, wo Feste gefeiert und Bräuche gepflegt wurden. Deshalb wurde aus dem Baum mit den schönen herzförmigen Blüten schnell eine „Tanzlinde“. Mindestens wurde unter ihr getanzt, oft wurde sie aber auch kunstvoll bearbeitet, sodass mehrere Exemplare heute zu echten Baum-Denkmälern zählen.

Ein Baum als Kunstwerk

Linden zu Bauwerken zu machen, ist eine Kunst für sich. Schon der Schnitt der Zweige und Äste musste gute Grundlagen für das spätere Naturdenkmal legen. Dem folgte das raffinierte Leiten des Geästs, das viel Geschicklichkeit erfordert und den Bäumen den Namen „geleitete Linden“ gab. Jahrelange Mühe führte schließlich zu spektakulären Ergebnissen.

Dachwerke, Stufen, ganze Räume und sogar Stockwerke entstanden. Besonders beeindruckend ist die Stufenlinde in Grettstadt, die seit über 250 Jahren dort steht. Im fränkischen und thüringischen Land sind noch recht viele Tanz-, Kirchweih- und Stufenlinden erhalten. Heute hat man das Zusammenwirken aus lebenden Bäumen und Baumaterial neu entdeckt und der besonderen Architektur den Namen „Baubotanik“ gegeben.

Von damals bis heute: Faszination Lindenbaum

Der Lindenbaum hatte schon immer eine besondere Wirkung auf Menschen. Die germanischen Stämme hielten ihre Versammlungen bereits unter dem Baum ab, der ihnen heilig war. Er ist ein typischer Märchenbaum und kommt auch in Volksliedern und Gedichten oft vor. Je nach Art blüht der idyllische Baum im Frühjahr oder Sommer. Dann können die Anhänger von Lindenblütentee das kostbare Gut ernten. Der Flor sendet einen lieblichen Duft aus, der sich vor allem abends stark ausbreitet. Nicht nur die Bienen lieben ihn, auch Menschen lassen ihn gern durch die Nase strömen. Wie schön ist es dann auch heute noch, einen kleinen Plausch unter einem Lindenbaum zu halten! Das ist mit dem moderneren Chillen durchaus vereinbar.

Wer also doch noch das Baumhaus aus den Träumen seiner Kindheit bauen will, sollte die Linde wählen! Sie reagiert auf Schnitt mit kräftigem neuen Austreiben. Deshalb gehört sie auch zu den Kandidaten für Formschnitte. Linden gibt es heutzutage nicht nur für große Grundstücke, sondern auch in kleineren Formaten. Ein Baum, der immer Freude macht!

Nur Notwendige speichern
Alle akzeptieren